Fünfzehn Jahre Alien-Connection

Natürlich drangen auch zu uns in das abgelegene nordhessische Dorf, das immerhin mit einem gelegentlich funktionierenden Internetfunkmast niedrigster Leistung gesegnet war, die verstörenden Nachrichten aus Politik und Wirtschaft. Man erinnere sich an die „schreckliche Finanzkrise“, zu deren Bewältigung den Finanzspekulanten Milliarden und Abermilliarden in die gierigen Schlünde gestopft wurde. Oder an die angesichts von Corona offensichtlich längst vergessene Schweinegrippe-Pandemie, an den politisch so talentierten Plagiator, den Beschluss zur Schuldenbremse an dem der ewige Lindner heute so verbissen festhält, an die diversen „Konjunktur“- bzw. Profitsicherungsprogramme wie beispielsweise die Abwrackprämie oder an die „Agenda 2020“, die den Abbau des Sozialstaates (bis heute) gesetzlich festschreibt. Nicht zu vergessen, der sich schon damals weitgehend ungestört strukturierende Rechtsextremismus, dem sich die „bürgerlichen Parteien“ über sämtliche „Brandmauern“ hinweg inzwischen so geschmeidig anzudienen verstehen und vieles andere mehr.

Am 05.05.2009 platzte mir schließlich der Kragen und ich beschloss aus Gründen der persönlichen Mentalhygiene meinem Frust über die wirtschaftsfreundliche, selbstgefällige und gleichzeitig gesellschaftsfeindliche Politik der „vereinten bürgerlichen Parteien“ mit entsprechend bissigen kommentierenden Beiträgen, Luft zu verschaffen, das Magazin „Alien-Connection“ erblickte mit dem ersten Beitrag „Auf das Schwein gekommen“ das Licht der digitalen Öffentlichkeit. Und wie es sich gehört, folgten im Laufe der Jahre auf der Basis der Blogbeiträge auch zwei kleine Büchlein: „Alien Connection“ und „Satire/Lyrik vom Prosaunisten“

Von Betroffenen und Außerirdischen

Eigentlich hat das Magazin einen Doppelnamen, der sich auf zwei Aspekte seines Inhaltes bezieht. Zum einen ist es „der Gastkommentator“, also meine Rolle als kommentierender Gast in einer meinem Verständnis von Gesellschaft, von Sozialstaat fremden Welt. Andererseits beschreibt „Alien-Connection“ das Gefühl von einer im Denken und Handeln fremdartigen, untereinander innig vernetzten Elite aus Politik und Wirtschaft regiert zu werden, die sich ihre eigene (reale und fiktive) Welt geschaffen hat. Wie sonst könnte es sein, dass die ungebremste Fortsetzung des Konsum- und Wachstumsprinzips immer noch absolute politische Priorität vor dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlage hat. Wie sonst kann es sein, dass, statt gesellschaftlicher Teilhabe und Existenzsicherung, die erst kürzlich gelockerte sozialgesetzliche Verpflichtung zur Arbeit um (für) jeden Preis wieder diskutiert wird?

Eingeschlafen

Am 21. Juni 2017 ist unter dem Titel „Autonomes Fahren oder der programmierte Verlust der Kompetenz“ der vorerst letzte Beitrag auf Alien-Connection erschienen, unerwartet wegweisend, wie ich finde, denn er deutet bereits an, was mit der heute nur schwer in den Griff zu bekommenden, wirtschaftlich aber höchst profitablen KI auf die Gesellschaft zuzukommen droht bzw. zum Teil bereits eingetroffen ist. Doch inzwischen hatten mich wieder andere Projekte in Beschlag genommen und die anderen Blogs wieder mehr Engagement eingefordert. Sachbeiträge (und Bücher) zu dem schon damals längt bekannten Klimawandel, dem Artensterben und der existenziellen Bedrohung der Menschheit haben u.a. auf der Katzenkultur einen geeigneteren Platz gefunden, die Alien-Connection habe ich mehr oder weniger bewusst 2017 in den Dornröschenschlaf entlassen.

Nicht gerade wachgeküsst, aber wieder aufgewacht

Doch anlässlich dieses Jubiläumsbeitrags habe ich mir meine alten Kommentare und Beiträge noch einmal angeschaut und musste dabei feststellen, dass sich, auch wenn heute die Protagonisten (nur teilweise) andere sind, sich an dem Aliencharakter unserer politisch-wirtschaftlichen Eliten nicht allzu viel geändert hat. Im Gegenteil, es scheint sogar so, als ob sie sich angesichts der katastrophalen Folgen des Klimawandels für die Gesellschaft, entschlossen haben, möglichst noch das letzte für sich aus dem Planeten und den Menschen herauszupressen, um sich dann gerade noch rechtzeitig mit ihrer Beute zu ihrem Heimatstern abzusetzen.

Wie dem auch sei, es scheint, dass ich meine „Gastkommentare“ wiederbeleben sollte, zu viel hat sich bei mir inzwischen wieder angestaut, zu viele angefangene, aber unvollendete Texte zu mir auf den Nägeln brennenden Themen in der digitalen Schublade. Es gibt einfach zu viel destruktives Gemerze, Gesöder, Gelindner oder Getrumpe. Ob ich irgendjemanden mit meinen Beiträgen erreiche, sei dahingestellt, aber mir ist es wichtig, die rechtenextremen und rechtsbürgerlichen Kampagnen und Hetzen zur Destabilisierung von Regierung und Demokratie nicht schweigend hinzunehmen. Unsere gesellschaftliche Krise hat nicht in erster Linie mit dem Ukrainekrieg, mit Flüchtlingen oder „überraschend“ auftretenden Extremwetterlagen zu tun, sondern vor allem mit der unersättlichen Gier von gewissen „Eliten“ nach Macht und/oder Geld, denen die Menschen, die Demokratie, unsere Verfassung und nicht zuletzt so etwas wie Anstand schnurzegal sind.

Zur Folge 1 15 Jahre … Blogjubiläen im Jahr 2024

Zur Folge 2 15 Jahre Katzenkultur

Zur Folge 3 15 Jahre Werra-Meissner-Magazin

2 Kommentare

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2 Antworten zu “Fünfzehn Jahre Alien-Connection

  1. Alien-Connection? Großartig. Auch wenn 2017 der Anfang einer Schlafphase gewesen zu sein scheint. Aufwecken! Unbedingt.
    Beste Grüße
    Buddy Müller

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