Wie habe ich ihn vermisst, den Vampir, der eine archäologische Grabung zu einer Publikumssensation macht. Sicherlich, ein wenig ungewöhnlich erscheint die Grabbeigabe einer eisernen Pflugschar und die fixierten Arme und Beine des „Vampirs von Unterloisdorf“ schon. In einem Artikel eines österreischischen Regionalmagazins wird der Ausgräber eines römischen Friedhofs mit der Feststellung zitiert: „Die Funde und Grabbeilagen haben eine ganz bestimmte Anordnung welche auf einen ´Wiedergänger´schließen lassen“.
Natürlich hat sich ein ein Wiedergänger von Fesseln und Grab befreit und treibt nun in der Gemeinde sein Unwesen. Genau das lässt sich von dem in seinem Grab vorgefundenen „römischen Offizier“ nicht gerade behaupten. Dass ein Vampir auch „wiedergeht“ ist zwar richtig, dass aber ein Wiedergänger damit automatische Vampir sein muss, ist barer Unsinn. Keine Frage, ungewöhnliche Bestattungssituationen fordern Interpretationen heraus. In der Regel wird – wegen der Sensationswirkung – als erstes ein – wissenschaftlich korrekt formuliert – Wiedergängervermeidungsmotiv unterstellt und der Bestattete wegen der publikumswirksamen Schlagzeile gleich zum „Vampir“. Inwieweit sich die „wissenschaftlichen Mutmaßungen“ als haltbar erweisen, dürfte sich nach einer eingehenden Untersuchung des Befundes herausstellen.
Die Kategorisierung als Wiedergänger mag auch auf ein sprachliches Missverständnis zurückzuführen sein. Als nämlich der Mitarbeiter des Regionalmagazins die Angehörigen des Verstorbenen nach ihren Gefühlen gefragt hatte (man beachte die journalistische Sensation!), sagte seine Schwester vermutlich: „vor en paar Joar issa kimma und nu issa wieder gänga“
Aber Egal, wie immer die ganze Angelegenheit zu bewerten ist, das Magazin hat – wie es sich bei solchen Sensationsfunden gehört – schon einmal die Geschichte umgeschrieben. Der „Vampir von Unterloisdorf“, ein römischer Offizier aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert, ist nämlich auch eine historische Sensation, wenn man der Wiedergabe einer weiteren Aussage des Ausgrabungsleiters Glauben schenken darf: „Dieser Fund ist ein Novum im Burgenland. Es war nämlich keine christliche Bestattung und zu dieser Zeit hat das eigentliche Oströmische Reich gar nicht mehr existiert“.
Warten wir also auf den nächsten Sensationsartikel zum Thema „Vampir im uneigentlichen Oströmischen Reich auf dem Gebiet des eigentlichen Weströmischen Reiches entdeckt.“
Und hier geht es zum Originalartikel
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