Warum ich „richtige“ Bücher liebe …

… und mich dennoch von ihnen trenne

Um es gleich von Anfang an klarzustellen: Es geht hier nicht um modern oder altmodisch. Wer mich kennt, weiß, dass ich literarisch sowohl analog als auch digital unterwegs bin. Aber ich bin als Sach-/Fachbuchautor und Verfasser historischer Schiffskatzenromane auch leidenschaftlicher Rechercheur. Und so besteht meine analoge „Handbibliothek“ (sprich der Inhalt meines spangeplätteten Bücherregals) vor allem aus überwiegend gebundenen Sach- und Fachbüchern zu den von mir im Laufe meines schriftstellerischen Lebens bearbeiteten Themen. Aber natürlich verfüge ich auf externen Festplatten und dem PC auch über eine recht umfängliche Handbibliothek in Form von heruntergeladenen Digitalisaten historischer „richtiger“ Bücher. Das alles macht die Internetrecherche beileibe nicht überflüssig, ohne die Rückgriffmöglichkeit auf „richtige“ Bücher ist sie aber nur von beschränktem Wert.

Jagd nach authentischen Informationen

Was aber macht den Unterschied zwischen digitalen Büchern und Informationen und analogen bzw. digitalisierten Büchern aus? Es ist die Verfügbarkeit authentischer Informationen!

Das Internet, so heißt es, vergisst nichts. Doch E-Books und Internetbeiträge beinhalten eben keine feststehenden, medial ein für alle Mal gespeicherten Informationen. Sie können immer wieder aktualisiert, dem Zeitgeist und neuen Erkenntnissen entsprechend angepasst werden. Dabei gehen zwangsläufig, für den/die LeserIn nicht nachvollziehbar, gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf Erkenntnisprozesse, kulturelle Entwicklungen, Denkweisen und Machtverhältnisse verloren. Insbesondere dann, wenn sich das Bedürfnis, beispielsweise Literatur hinsichtlich rassistischen Vokabulars etc. umzuschreiben, mehr und mehr durchsetzt. Das halte ich bei Unterhaltungsliteratur durchaus für legitim und oft genug für wünschenswert, wäre im Detail aber Gegenstand einer eigenen Diskussion.

Zeitgeist als Gegensatz, Grundlage und Untersuchungsgegenstand der Geschichtsforschung

Die analogen Bücher meiner Bibliothek, ob nun in materieller oder digitalisierter Form, erlauben mir, sowohl (soweit dies aus heutiger Zeit tatsächlich möglich ist) in die geistige und Erkenntniswelt und in gewissem Rahmen auch in die materielle Welt der jeweiligen Entstehungszeit einzutauchen, als auch Entwicklungen nachzuvollziehen. Ein jederzeit aktualisierbares E-Book oder ein Internetartikel lässt so etwas nur bedingt zu. Der Leser kann nie sicher sein, auf seinem Reader oder im Blogartikel am nächsten Tag dasselbe zu lesen wie am Tag zuvor (und sei es nur, dass ein paar peinliche Schreibfehler korrigiert wurden). Daher bin ich bei aller notwendigen oder wenigstens sinnvollen Überarbeitung historischer Literatur dafür, die Originale nicht aus den allgemein zugänglichen Bücherregalen zu verbannen, denn der Vergleich zwischen Original und modernisierter Form sagt auch etwas über die Gedankenwelt (und die Intensität und Qualität der Auseinandersetzung) des/der jeweiligen ÜberarbeiterIn aus. Hinsichtlich Sach-/Fachliteratur halte ich analoge (bzw. Digitalisierte) Bücher für unersetzlich.

Historische und persönliche Prozesse

Kaum eines der Bücher, die meine Regale füllen, ist älter als 10 Jahre. Die meisten davon vermitteln immer noch den weitgehend aktuellen Stand der jeweiligen Forschung. Es lohnt sich also, sie weiterzugeben, vor allem, wenn sie Themen behandeln, mit denen ich mich seit ein paar Jahren nicht mehr primär beschäftige. Denn auch ich mache natürlich Entwicklungen durch und so haben sich meine Interessen, wissenschaftlichen und schriftstellerischen Ambitionen kontinuierlich vom Altertum zur frühen Neuzeit, von der Grabungsarchäologie zur Kulturgeschichte, von frühgeschichtlichen und antiken Imperien zur europäischen Expansion, Seefahrtsgeschichte und – damit für mich geradezu zwangsläufig verbunden – zu Kolonialismus, sixth extinction und human-animal studies verschoben.

Buchpakete für Geschichtsinteressierte gegen Spende abzugeben

Keine Frage, all diese Themenkomplexe fließen in meine aktuelle Forschungs-, Schreib- und Vortragstätigkeit mit ein, bleiben also inhaltlich präsent. Und dennoch gibt es inzwischen für mich wichtigere Bücher, für die der Platz in meinen Regalen aber immer knapper wird. Und so habe ich mich entschlossen, viele der für mich persönlich durchaus mit Erinnerungen verknüpften, inhaltlich nun weitgehend obsoleten Werke an interessierte Menschen weiterzugeben, gegen eine Spende für von mir unterstützten Tier- und Artenschutzinitiativen. Begonnen habe ich mit einem interessanten Buchpaket zum Thema „Römisches Imperium, das sich seit 2009, dem 2000-jährigen Jubiläum der Varusschlacht angesammelt hat. Weitere Pakete dazu werden ebenso folgen, wie z.B. zum Mittelalter und zur Antike. Und das eine oder andere Special ist auch dabei, wie zum Beispiel der unglaubliche knapp 6 kg-Foliant „Japanese Woodblock Prints“.

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