Autorenkosmos

Schwerdts Kolumne zur Lage „Literaturdeutschlands“

Heiß geht es gelegentlich her, wenn der Kampf um Leser entbrennt. Es sind nicht immer die Autoren, die sich da verbal befehden, zahlreiche andere Professionen und Interessen mischen da mal mehr, mal weniger offen fröhlich mit. So sind die Argumentationen zur Qualität von Literatur und Autoren – je nach Interessenlage – ebenso unterschiedlich wie die Vorstellungen von dem, was der Leser möchte, was der Autor muss, was die Verlage können und wie der Buchhandel denkt. Einige derer, die sich ständig am Lautesten und Entschiedensten zu Wort melden, genau wissen, wo es lang geht, was Autor muss und was er nicht darf, leiten ihre „ehernen Literaturgesetze“ oft aus ihrer persönlichen Situation, gelegentlich auch aus einer sorgfältig kultivierten Unkenntnis des Gesamtmarktes oder literarischen Stammtischerkenntnissen ab. Andere wiederum wissen genau wovon sie reden, verraten aber nicht, aus welchem Grunde sie den Autoren eindimensionale Wahrheiten einzuimpfen versuchen.

Eines ist jedoch klar: Den Verlag, den Buchhandel, das Buch, den Autoren etc. etc. gibt es heute weniger denn je. Aber es gibt zahlreiche Professionen und Unternehmen im inzwischen ein wenig aus den Fugen geratenen Buchmarkt, die sich mit viel Desinformation, Ideologie, vermeintlichem Expertenwissen und übereifrigen Parteigängern bemühen, sich ein Stück von dem Kuchen des lukrativen „neuen Buchmarktes“ mit möglichst wenig Eigenleistung anzueignen.

In der Kolumne Autorenkosmos befasse ich mich nach und nach in willkürlicher Reihenfolge mit den einzelnen Kometen und Planeten des Buchmarktuniversums, ganz bewusst immer aus Autorensicht. Ich entwickle also ein autorzentrisches Weltbild. Der geneigte Leser möge mir verzeihen, wenn ich den einen oder anderen Trabanten vernachlässige oder noch nicht erkenne, denn das Literaturuniversum ist ja gerade neu am Entstehen und – nun ja –ich bin nicht nur nicht Gott, ich glaube nicht einmal an einen.

Humor ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern oft auch für die Erkenntnis

In der ersten Kolumne Die Literatur-Guerilla – eine Frage der Kultur (oder Kultur unter Strom) befasse ich mich mit dem Grund für meine Artikelserie: dem zunehmenden öffentlichen Hauen und Stechen in der Literatenszene, also gewissen Erscheinungsformen des Stellvertreterkrieges zwischen den Marktgroßmächten und ihren Vasallen, der zwar den Buchmarkt nicht wirklich erschüttert, jedoch viele AutorenkollegInnen immer wieder stark verunsichert – vor allem jene, die gerade erst die neuen Publikationsmöglichkeiten für sich entdeckt und bislang an eine heile Autorenwelt geglaubt haben. Ein wenig mehr Selbstbewusstsein (bitte nicht mit individueller Selbstüberschätzung verwechseln) stünde uns Autoren gut zu Gesicht, denn wir sind der Treibstoff des Literaturmarktes und vor allem des Geschäfts. Selbstbewusstsein ist die eine, bierernste Verbissenheit eine andere Sache. Sowohl meine Kolumne als auch das Leben insgesamt ertragen sich viel besser, wenn man sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Literatur ist neben dem Geschäft auch immer noch Unterhaltung – ein wenig Spaß darf also durchaus dabei sein.

PS: Sollte sich der eine oder andere Kollege von der einen oder anderen Aussage hier persönlich angesprochen fühlen, so ist das tatsächlich in keiner Weise beabsichtigt. Ich rede hier über Strukturen, Interessen und gewisse Folgen und ausdrücklich nicht über einzelne konkrete Menschen. Die mögen ihre Probleme bitte mit sich selbst ausmachen.
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