ein ziemlich „normales“ Jahr
Ganz offensichtlich bin ich als Kulturschaffender in einer ganz besonderen und recht privilegierten Situation. Denn abgesehen von ausgefallenen Lesungen und der damit einhergehenden weitgehenden Reduktion meines Einkommens auf die sehr sehr magere Rente, hat Corona für mich kaum etwas wesentliches geändert. Auf vieles musste ich nicht verzichten, weil ich es mir ohnehin nie leisten konnte, wollte oder musste, weil Spaß und Lebensfreude bei mir kein Synonym für Konsum, Fete und Massenveranstaltungen sind. Insofern habe ich im Grunde meinem Beitrag vom 17.03.2020 „Corona – ein Perspektivwechsel“ kaum etwas hinzuzufügen.
Man lernt nie aus
Wenn ich schreibe „kaum etwas wesentliches“, dann bedeutet dies nicht, dass sich für mich nichts verändert hätte. Im Gegenteil: die Pandemiesituation stellte mich kulturschöpferisch gesehen vor neue Herausforderungen, die ich nicht alle ganz freiwillig angenommen habe. So beispielsweise meine „YouTube-Karriere“. Statt der Publikumslesungen habe ich meine „Auftritte“ nun vor die Kamera verlegt, mich mit Film- und Ton-Schneideprogrammen, Greenscreentechnik, Kameraeinstellungs- oder Beleuchtungsproblemen herumgeschlagen, deren Lösung in meinem zehn Quadratmeter-“Studio“ sehr viel Kreativität erforderten. Das Ergebnis: Meine LeserInnen/ZuhörerInnen/ZuschauerInnen können sich inzwischen (sogar auf dem Fernseher, falls der smart ist) insgesamt immerhin schon dutzende von Märchen-Outdoorlesungen, Rotbartsagaepisoden,oder auch Lyrikomisches mit meinem küchentischdichterischen Alter Ego und anderes mehr reinziehen. Und da das trotz Wegfalls von Einnahmen mit gewissen Investitionen verbunden war, habe ich neben dem allgemein zugänglichen YouTube-Kanal mit Schwerdts literarische Abenteuer auch noch einen Bezahlkanal für jene Menschen eingerichtet, die mein Schaffen leistungsunabhängig gerne mit einem bescheidenen monatlichen Beitrag unterstützen möchten/können.
Auch literarisch nicht ganz untätig
Aber eigentlich bin ich ja Schriftsteller und Buchmensch. Und so habe ich im Jahre 2020 natürlich auch noch etwas Literarisches publiziert. So sind neben der Arbeit am zweiten Band der Reihe Schiffskater Pixie, mit James Cook um die Welt auch noch zwei nicht im Buchhandel erhältliche Sondereditionen erschienen: Die Bildbände „Ausgeflogen“ mit großformatigen kommentierten Fotos aus der Region um Werra, Weser und Fulda und „Im Auftrage der Catmiralität“, eine Galerie samtpfotiger Seefahrer. Das Vorhaben, den zweiten Band des Schiffskaters Pixie noch im Herbst 2020 herauszubringen scheiterte an den pandemischen Umständen.
Aber fest steht, dass „Schiffskater Pixie. Von Madeira nach Otaheite“ im Januar/Februar 2021 überall im Buchhandel erhältlich sein wird. Vor dem Hintergrund all dieser (und weiterer) Aktivitäten ist der dritte Band der Rotbartsaga (Südseeabenteuer) mal wieder „hängengeblieben“ und auch, wenn bereits die Arbeiten am dritten Band von Schiffskater Pixie auf der Tagesordnung stehen, so hoffe ich doch, dass es mir im Laufe des Jahres doch noch gelingen wird, endlich auch meinem geliebten Rotbart zu seinem Publikationsrecht zu verhelfen.
Ein Leben für die Fans
Wer meine Aktivitäten ein wenig beobachtet hat, dem wird auch mein vielfältiges digitales Marketing nicht entgangen sein. Gewissermaßen als Synergieeffekt sind in meinen digitalen Shops zahlreiche Produkte mit Rotbart-, Pixie- und anderen digital art Motiven entstanden, die meinen Fans Spaß und mir eine gewisse Unterstützung sichern. Und über www.wir-machen-druck.de, die inzwischen gewissermaßen zu meiner Hausdruckerei geworden ist, habe ich nicht nur meine Sondereditionen und Flyer, sondern auch eine Reihe exklusiver „Fanartikel“ wie Lesezeichen oder Sammel-Magnetbuttons produziert. Die stehen vor allem für die Teilnehmer von Verlosungsaktionen bzw. Gewinnspielen bereit. Ihr seht also, für mich konnte – bei allen existenziellen Problemen – im Jahr 2020 von lockdown kaum die Rede sein.
Ausgeflogen
Das gilt übrigens auch für die Freizeitgestaltung. Ja, auch die haben meine Frau und ich uns nicht nehmen lassen. Und so ist 2020 für uns auch ein Jahr der (für uns) spektakulären Tagesausflüge, sei es zur Kranichbeobachtung in die Goldenen Auen bei Kelbra, zum Wildkatzengehege, den Rabenklippen mit Greifvogelstation und Luchsgehege im Harz, zur Drachenschlucht bei Eisenach samt Wildkatzendorf Hütscheroda und Baumgipfelpfad oder die legendäre Wanderung durch den Habichtswald mit den Filmaufnahmen zu „Schwerdts Abenteuer-Video-Märchenlesungen. The Making Of“ und vieles andere mehr, mal allein, mal mit FreundInnen. Nicht zuletzt übrigens habe ich ein paar schüchterne Versuche gestartet, wieder mein uraltes Hobby, den Schiffsmodellbau aufleben zu lassen (gewissermaßen als Inspiration für die Rotbartsaga). Insofern war das Corona-Jahr (im Gegensatz zum aktuellen lockdown) für uns jedenfalls kaum mit echten Einschränkungen, aber durchaus mit Veränderungen gegenüber unserer sonstigen Normalität verbunden. Das ist es, was mich uns als in gewissem Sinne privilegiert empfinden lässt, denn für viele Mitmenschen führte die Pandemie tatsächlich nicht nur zu unerträglichen Einschränkungen sondern auch zur persönlichen Katastrophe.
Mit dem Herzen bei den Opfern
Damit meine ich übrigens nicht jene, die das Tragen von Masken, den Verzicht auf weite Urlaubsreisen, auf Massenbesäufnisse, auf Freizeitkonsum oder gar Rücksichtnahme als Unzumutbarkeit empfinden, die sich bar jeden Realitätsbezugs gar als Opfer diktatorischer Maßnahmen wähnen und der festen Überzeugung sind, das hemmungslose Ausleben ihrer persönlichen Bedürfnisse zu Lasten der Allgemeinheit sei die Definition von Demokratie (dabei ist das nur die Realität von Kapitalismus). Ich meine auch nicht jene Mitbürger, die angesichts der besonderen Situation einfach nur ihre Gewohnheiten ändern mussten, die sich (ohne echte existenzielle Sorgen) Gedanken um ihre Zukunft machen müssen. Ich meine vor allem jene, die menschliche Verluste erlitten, ganz besonders unter der aus gesundheitlichen Gründen persönlich notwendigen Isolation leiden oder durch Hartz IV oder Grundsicherung tatsächlich in eine von Corona unabhängige und (bislang ungewohnte) dauerhafte soziale Isolation als Normalität gedrängt wurden.
Ein nachdenklicher Ausblick
Was das neue Jahr bringen wird, steht noch in den Sternen oder lauert wahrscheinlich irgendwo in den abgeholzten Tropenwäldern oder dem durch menschengemachten Klimawandel schwindenden Permafrostboden nördlicher Breiten oder oder oder. Für viele Menschen wird das daraus resultierende Leid nach „Besiegen“ des Coronavirus schlichtweg weitergehen, für einige bedeuten sowohl die Katastrophen als auch deren Ursachen exorbitante Gewinne. Egal was passiert, Normalität, wie wir sie bislang praktiziert haben sollte sich niemand wirklich zurückwünschen, wenn er sich wirklich Gedanken um die Zukunft macht.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein unnormales Jahr 2021 in dem sowohl der Einzelne als auch die Politik die noch verbliebenen Chancen zum nachhaltigen, lebenswerteren und sozialverträglicheren Umgang mit der Natur und den Menschen ergreifen.